Project Description

PRETTLACK´SCHES GARTENHAUS DARMSTADT

1710 erbaut als Lusthaus des Generalleutnants von Pretlack, war es zur Gartenseite hin mit Girlanden und floralen Motiven reich dekoriert. Diese Außenbemalung ging im 19. Jahrhundert verloren, ist jedoch durch eine Gouache-Malerei des Hofmalers Ernst August Schnittspahn 1841 dokumentiert.

Das im Krieg ausgebrannte und in den 1950er Jahren mit einfachsten Mitteln wiederhergestellte 46 m lange, dabei schmale Gebäude war dringendst sanierungsbedürftig. Feuchtigkeitsschäden im Inneren, marode Sandsteingewände waren unter anderem die sichtbarsten Zeichen. Ziel und Wunsch des Bauherrn war neben der Komplettsanierung die Wiederherstellung gemäß der von Schnittspahn gemalten Gouache, die nun als Vorlage für alle wichtigen Details diente.
Im Rahmen von Grundrisskorrekturen bekam die sogenannte „Belétage“ im Obergeschoss wieder ihre historischen Proportionen als langgestreckter Raum mit 8 Fensterachsen. Interessant ist die sichtbare Schrägstellung der Sandstein-Freitreppe, die dem Zwang zur Achsialität in der Symmetrie des barocken Gartens geschuldet ist. Dieser herrschaftliche Aufgang zur Belétage wurde grundlegend saniert unter weitestgehender Beibehaltung verwendbarer Teile, ebenso wie die schadhaften barock profilierten Fenster- und Türgewände. Das Wappen derer von Pretlack über dem zentralen zweiflügligen Hauptportal wurde restauriert und wieder farbig nach Befund gefasst.

Alle Fenster sind in Aufteilung und Profilierung nach dem Schnittspahn’schen Vorbild neu hergestellt. Hier kam ein besonders schmales Isolierglas zum Einsatz, dessen äußere Scheibe aus historischem Waldglas besteht, sodass die Gesamtwirkung dem alten Vorbild nahekommt. Das Mauerwerk aus Ziegelstein und unterschiedlichsten Bruchsteinen bot in seiner Inhomogenität und mangelnden Horizontalisolierung nicht die idealen Voraussetzungen für das Vorhaben. Auch ist die Schaufassade nach Westen ausgerichtet und somit allen Witterungseinflüssen ausgesetzt.

Im Wissen um diese Komplexität wurden Vorgehensweise und richtige Putzrezeptur zusammen mit einem Fachgremium entwickelt, ein Probestück hergestellt, künstlich bewittert und daraufhin entsprechend umgesetzt. Als Höhepunkt wurde anschließend die Malerei von einem Restaurator in Secco-Technik aufgetragen

LEISTUNG
Leistungsphase 5 – 8

LEISTUNGSZEITRAUM
2000 bis 2004

BAUKOSTEN
0,9 Millionen Euro

BAUHERR
Verwaltung Staatliche Schlösser und Gärten, vertreten durch das Hessische Baumanagement

Fotos: Thomas Ott und Rittmannsperger Architekten