Project Description

NUTZUNGSKONZEPTION ODENWALDHALLE MICHELSTADT

Die Odenwaldhalle wurde zwischen 1957 und 1961 auf einem parkähnlichen Grundstück im Süden der historischen Altstadt von Michelstadt in direkter Nachbarschaft zum Städtischen Gymnasium erbaut. Aber auch das später entstandene Berufsschulzentrum ist nur unweit entfernt. Das Bauprojekt war Teil des hessischen Entwicklungsprogramms „Hessenplan“ zur Wiederbelebung des sozialen Lebens im ländlichen Raum in den Nachkriegsjahren. Mit der Unterschutzstellung als baukulturelles Einzeldenkmal in Mitte 2023, wurde Ihre Bedeutung als Erbe der ländlichen Nachkriegsmoderne verstetigt.

Einst als multifunktionaler Hallenbau im Sinne einer Mehrzweckhalle entworfen, sollte die Odenwaldhalle durch einen großen Saal mit Bühne vor allem auch größere Kulturveranstaltungen ermöglichen. Neben dem Veranstaltungssaal mit einem vorgelagerten repräsentativen Foyerbau wurden jedoch auch kleinere Vereins- & Clubräume und eine Großküche vorgesehen.

Mit der Abnahme der gesellschaftlichen Großveranstaltungen und dem Rückgang des Vereinswesens, nahm die Auslastung der Halle in den letzten Jahrzehnten deutlich ab. Hinzu kommen ein unsanierter Bauzustand und energetische Missstände, die zu hohen Instandhaltungskosten führen.

An diesem Punkt wurde das Büro Rittmannsperger Architekten mit einer Konzeptionsstudie beauftragt, die folgenden Fragen klären sollte:

  • Wie kann man dieses gesellschaftlich und baukulturell bedeutsame Gebäude revitalisieren?
  • Welche Nutzungen können zukünftig relevant werden?
  • Wie kann das Gebäude flexibler gestaltet werden?

Oberstes Ziel der Konzeption liegt auf dem Erhalt des Denkmalwertes bei gleichzeitiger Reaktivierung der vorhandenen Räume. Um dieses Ziel zu erreichen, half der Blick in die Ursprungskonzeption der 1950er Jahre: Die Odenwaldhalle war als „ein Zentrum zwischenmenschlicher Begegnungen im Odenwald“ geplant – und soll dies zukünftig auch wieder sein! Dabei entstand das Konzept der „MehrWERThalle“ in Abgrenzung zur „MehrZWECKhalle“ der Vergangenheit. Entstehen soll ein Ort für gesellschaftliche Werte (Begegnen und Feiern), für kulturelle Werte (Begegnen und Erinnern) und für soziale Werte (Begegnen und miteinander Lernen). Bauliche Maßgaben zur Umsetzung dieser Werte sind:

  • Geringe Eingriffstiefen zum Schutz des Denkmalwertes bei maximaler Inwertsetzung der vorhandenen Räume
  • Flexible, barrierearme Räume mit multifunktionaler Vielfalt für eine langfristige Nutzbarkeit
  • Stärkung des sozialen Miteinanders durch Verschneidung der Nutzungen und Synergieeffekte

Zentrale Maßnahmen sind daher maßgeblich auf räumliche Veränderungen im Inneren begrenzt. Geplant werden autark funktionierende Nutzungseinheiten – so genannte „Möglichkeitsräume. Somit können auch kleinere Veranstaltungen, Work-Shops, Co-Working & Co-Learning oder Vereinstreffen ermöglicht werden. Um diese „Möglichkeitsräume“ barrierearm zu erschließen wird ein zurückhaltender Anbau in das Ensemble integriert, der einen Aufzug zur Erschließung des Obergeschosses beinhaltet. Der leerstehende Zwischenbau könnte somit zum öffentlichkeitswirksamen Bürgercafé mit einladender Terrasse umgestaltet werden.

Im Ganzen entsteht so ein vielfältig nutzbarer Ort für Michelstadt, der mit seiner hohen möglichen Nutzungsdichte die Halle revitalisieren kann, durch flexible Raumangebote zukünftigen Entwicklungen Rechnung trägt und dabei doch den kulturellen Wert der Halle durch minimalinvasive, kostenorientierte Eingriffe nicht aus den Augen verliert.

LEISTUNG

  • Erfassung und Bewertung der Bestandsituation mit Fokus auf dem Denkmalcharakter
  • Nutzungsfindung und -zonierung
  • Aufzeigen von Entwicklungsperspektiven unter Vereinbarkeit der städtebaulichen, denkmalpflegerischen, wirtschaftlichen und bauplanungsrechtlichen Interessen und Belange
  • Bauliche Konzeption einer Vorzugsvariante.

LEISTUNGSZEITRAUM
April 2023 bis Dezember 2023

BAUHERR
Stadt Michelstadt

Fotos: Rittmannsperger Architekten